am heutigen tag veranstaltete die GRÜNE JUGEND leipzig im rahmen der leipziger CSD-woche eine podiumsdiskussion unter dem thema „homophobie im spitzen- und breitensport“.
im neuen rathaus fanden sich im sitzungssaal einige menschen zusammen, um über dieses thema zu diskutieren.
unter anderem waren christian deker, pressesprechers eines schwul-lesbischen fanclubs des VfB stuttgart, und anouschka bernhard, ex-fussballnationalspielerin und nun jugendkoordinatorin bei hertha bsc, auf dem podium.
die diskussion konzentrierte sich vor allem auf homophobe diskriminierung im fussball, was bei mir auf erhöhtes interesse stieß.
deker gründete vor fünf jahren seinen fanclub STUTTGARTER JUNXX e. V. und berichtete in der diskussion sehr frei von seinen erfahrungen in der fanszene des VfB stuttgart.
er kam dazu, dass sich die situation in der kurve seit der gründung des fanclubs veränderte. dies reicht soweit, dass die führende ultra-gruppierung der stuttgarter, commando cannstatt, gut mit dekers verein zusammenarbeiten und der vorsänger es seit der gründung unterlässt, homophobes liedgut in die fankurve zu streuen. wer schon einmal beim fussball im fanblock zugegen war, weiß, was dies für einen fortschritt bedeutet.
überhaupt behauptete deker, auch aus seiner arbeitserfahrung mit dem dachverband der Queer Football Clubs (QFF), von der er einer der sprecher ist, dass sie mit den ultras generell gut zusammenarbeiten würden (gutes bsp. sind auch die UM, welche zusammen mit ihrem queeren fanclub ein transpi gegen homophobie malten und im stadion zeigten) und dass eher von der haupttribüne die „markigen sprüche“ kämen. hier müsse mensch ansetzen.
christian deker
auch die erfahrungen von anouschka bernhard im jugendbereich von hertha bsc waren hochinteressant. sie teilte mit, dass sie schon im kindesalter, sie ist für die U7 bis U13 bei hertha verantwortlich, ansetzt und die kinder und eltern mit „schwul“ und „lesbisch“ konfrontiert und versucht, die negative konnotation von diesen bezeichnungen zu nehmen.
schließlich spiegele sich homophobie im fussball ihrer meinung nach sowohl in schmähgesängen (v. a. ggü. schwulen) als auch in der benachteiligung von (jugend)spielerInnen massiv wider. für die betroffenen spielerInnen sei es oft sehr schwierig, ein outing zu wagen. viele würden auch von nach stories geifernden boulevardjournalistInnen zwangsgeoutet, was für sie schwere probleme mit sich bringe.
insgesamt kristallierte sich heraus, dass das problem der homophobie im sport auf vier ebenen ausgefochten werden muss:
mensch muss bei der basis, z. b. den fans (s. o.), auf funktionärsebene, natürlich bei den (betroffenen) spielerInnen und v. a. in den medien ansetzen.
anouschka bernhard, 2. v. r.
außerdem setzte deker eine fragwürdige these auf:
er meinte, viele menschen würden nur aus unwissenheit und ignoranz in homophobe schmähgesänge einstimmen, d. h. es nicht rein aus negativer absicht und „scheu“ vor lesbischen/schwulen menschen tun.
dies ist sicher bei einigen menschen der fall, wovon sicher auch welche im stadion zu finden sind. im gesellschaftlichen kontext wurde ich aber auch schon mit dem ausspruch konfrontiert: „hätten die schwulen/lesbinnen in ihrem leben anderen umgang gepflegt, wären sie jetzt nicht schwul/lesbisch.“
dies zeigt meines erachtens nach das akute problem, was in vielen köpfen noch mit homo- oder bisexuellen menschen oder transgendern verbunden wird.
homophobie gehört zu einer gruppenbezogenen menschenfeindlichkeit, ist ausfluss eines veralteten und schlicht nicht vertretbaren menschenbildes, wovon angst vor den betreffenden gruppen die ursache ist.
auch wenn deker mit seiner these z. t. recht haben möge, ist es wichtig, auch bei den anderen, bei den „nicht-versteherInnen“ anzusetzen und ihnen klar zu machen, dass homo- oder bisexuelle menschen oder transgender menschen wie du und ich sind und das die menschenwürde und die gleichheit aller menschen natürlich auch für sie gilt.
diese prinzipien gehören zu den von uns allen hochgehaltenen und nicht zu unrecht sehr geachteten grundrechten des grundgesetzes der bundesrepublik deutschland.
es wäre an der zeit, sie in der gesellschaft konsequent anzuwenden.
picture: „Feindbilder abbauen“ by Schockwellenreiter under creative commons
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